Sommer 2010. Brennende Hitze bringt den Asphalt zum Flirren. Regensburg ist öd und leer, die Domperle dürstet nach Rettung. Am ausgetrockneten Ufer der Donau werden vier verwegene Gestalten angespült, schneidige Korsaren, denen die widrigen Umstände auf hoher Rock’n’Roll-See deutlich in die Körper eingraviert sind. Endlich wieder Land unter den Füßen blicken die Gestrandeten erwartungsvoll gen Himmel. Der Geruch von Aufbruch liegt in der Luft, sie vibriert begierig unter dem herannahenden Donnerwetter. Sogleich teilt eine lodernde Feuersbrunst den Äther und der wohl Paradiesischste unter den Vögeln schwebt mit weit ausgebreiteten Schwingen vom Firmament herab: Der Erlöser in Querstreifen, Kapitän und Papagei in einer Person, gewagter Bühnenakrobat und Entertainer zugleich. Mit den erhabenen Worten „Servus Leid, legen wir los“ vollendet diese seltene Spezies namens Schtifn die Fusion, welche Johnny Firebird wie einen mächtigen Phönix aus der Asche emporsteigen lässt.
Acht Jahre später kann mit aller gebotenen Zurückhaltung behauptet werden, dass dieser einschneidende Vorfall die Kontintentalplatten zum lüsternen Tangotanzen verführt hat. Einzig der brodelnde Feuervogelkessel kocht mit seinem heißen Dampf auch die weichsten Eier hart. Seit dem Debüt „First Flight“ über den Nachfolger „Hope Dies First“ bis hin zum jüngsten Knaller „Finders Keepers, Losers Weepers“ entwickelt sich die Truppe stetig nach vorne und verfeinert ihr ureigenes Soundgemisch ohne Scheu und Klappen. Besagtes Gebräu vereint sympathischen Streetpunk mit klarer politischer Attitüde, einer sexy Sleazenote und viel räudigem Hard Rock, richtet sich jedoch nie nach Konventionen, sondern nur nach Bock und Laune. Johnny Firebird erinnern vielleicht manchmal an, klingen aber immer wie sie selbst und das ist eine der schönsten Errungenschaften, die sich eine Band heute auf die haarigen Hintern tätowieren lassen kann. Das gesamtes Potential der Band zeigt sich neben ihrem Händchen für treibende Ohrwürmer vor allem in den zerfetzenden Live-Shows: Allen voran ihr Frontvogel scheut weder Kosten noch Mühen, um dem Publikum einen Einblick in die süßen Sphären des puren Hedonismus zu liefern und setzt dabei sein gesamtes körperliches Kapital auf eine Schicksalskarte. Könnte ein Erdnussbuttertiegel heute selbst entscheiden, er würde morden, um sich auf Schtifn Firebirds statt auf Iggy Pops Brust ergießen zu dürfen. Blutige Platzwunden und gebrochene Knochen ringen dem Sänger nur ein müdes Lächeln ab, mit sprudelndem Elan schleudert sich der Jungspund ungebremst in jedes Konzert und wird dabei immer von seinen energetischen Co-Verschwörern angefeuert und abgefangen.